Das Bewusstsein dafür, dass menschliches Spielen als wesentliches Element von Kultur zu werten ist, ist deutlich älter als die Digitalisierung. Huizinga identifizierte es in seinem Homo Ludens aus dem Jahr 1938 gar als Ursprung jeglicher Kultur. Computerspiele, die das Spielen mit digitalen Technologien in Einklang bringen, hatten es hingegen deutlich schwerer und brauchten deutlich länger um als Kulturgut anerkannt zu werden. Dabei liefert die Integration digitaler Technologien sowohl Möglichkeiten zur Erweiterung, Ausdifferenzierung und Vervielfältigung klassischer Spielformen als auch zur Kreierung neuer. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive lassen sich unterschiedliche Linien digitalen Spielens nachzeichnen, die historisch aufeinander aufbauen und mit unterschiedlichen Situativität einhergehen. Ausgehend von einer frühen Phase der Entwicklung spielerischer Anwendungen für die niedrigschwellige Erprobung von Mensch-Maschine-Interaktionen und dem konstanten Befördern technischer Innovation durch forderndes Gamedesign legt der Vortrag besonderen Fokus auf die Perfektionierung von mit Computerspielen einhergehenden Verfahren der Überwindung von Raum und Zeit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der gemeinschaftlichen Spielsituation, welcher sich aktuell um eine neue Dimension der Ausdehnung erweitert sieht: die Verbindung bzw. Verschmelzung von digitalen mit analogen Räumen.
Dr. Judith Ackermann ist Professorin für Digitale und Vernetzte Medien in der Sozialen Arbeit am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der FH Potsdam und regelmäßige Gastprofessorin an der School of Design des Politecnico di Milano. Sie hat an den Universitäten Bonn und Siegen sowie der Filmuniversität Potsdam gelehrt und war u.a. wissenschaftliche Koordinatorin des DFG-Graduiertenkollegs »Locating Media«. Zudem ist sie Initiatorin des internationalen Urban Games Festivals playin’siegen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Digitale Medien, Hybride Realitäten, (Urban) Gaming, Theater & Performance, Design as Research, Medienbildung und Medienkommunikation
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